Phoenix Contact eröffnet „All Electric Society“-Park

Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen, Energieeffizienz und Sektorenkopplung im Einklang

Anwendungs- und Umsetzungsmöglichkeiten zur zukünftigen Energieversorgung präsentiert der „All Electric Society“-Park, der von Phoenix Contact im Rahmen seines 100-jährigen Unternehmensjubiläum Mitte September feierlich eröffnet wurde. Die Bezeichnung „All Electric Society“ beschreibt eine Welt, in der regenerativ erzeugte elektrische Energie als primäre Hauptenergieform in ausreichendem Maße und vollständig wirtschaftlich zur Verfügung steht.

Auf einer Fläche von rund 7.600 m² ist der frei zugängliche Park entlang der Zufahrt zu Phoenix Contact am Standort in Blomberg entstanden. Erkennungsmerkmal ist ein Solar-Tracker mit einem Durchmesser von 12 m auf dem Kreisverkehr direkt am Park. Dieser ist um die Zentralachse drehbar, um stets im richtigen Winkel zur Sonne zu stehen.

Anhand des Energieflusses von der Gewinnung über die Wandlung, Speicherung und Verteilung bis hin zum optimierten Energieeinsatz zeigt der Park, wie die „All Electric Society“ Wirklichkeit werden kann. Dabei veranschaulichen reale Applikationen, wie Sektorenkopplung funktioniert und welche Technologien diese ermöglichen. Der Park stellt in verkleinerter Form ein Abbild der realen Welt dar. Kuben aus Glas für die jeweiligen Applikationen, Freiflächenanlagen sowie ein Pavillon mit Leitwarte und Besprechungsräumen bilden die Ausstellungsbereiche des Parks. Dieser zeigt ein ganzheitliches Bild des schonenden Ressourcenverbrauchs basierend auf vorhandenen Technologien.

Sektorenkopplung

Der rote Faden durch den Park wird von dem Energie- und Datenfluss gebildet. Entlang dieses Themas werden Applikationen in einen sinnhaften Zusammenhang gesetzt und deren gegenseitige Beeinflussung aufgezeigt. Ausgangsbasis ist die Erzeugung von regenerativer Energie mit Solar und Wind. Im Park selbst sorgen Solarmodule für den nachhaltigen Strom. Sie befinden sich auf den Dächern der Cubes und der Ladestationen, sind in die Fassade des Pavillons integriert und als Bodenplatten eingesetzt. Rund 550 Solarmodule wurden verbaut und liefern 155.000 kWh Strom pro Jahr. Das Thema Windenergie wird exemplarisch durch eine begehbare Windgondel im Park sowie durch einen Windbaum vermittelt. Schon bei kleinen Windbewegungen drehen sich seine grünen Blätter aus Kunststoff, die wie Turbinen funktionieren, und erzeugen so Energie. Mit seinen 36 Blättern, sogenannten Aeroleafs, kann der Windbaum in Summe 10,8 kWp Strom erzeugen.

Da die Ressourcen Sonne und Wind nicht immer im gleichen Maße zur Verfügung stehen, muss überschüssige Energie gespeichert und bei Bedarf wieder abgegeben werden können. Hierfür werden beispielsweise Batteriespeicher eingesetzt. So können Energieverbraucher jederzeit bei Bedarf mit dieser Energie versorgt werden. Die Energieverbraucher im Park sind die Gebäude, Elektroladesäulen und die Applikationen im Park selbst. An diesen Verbrauchern werden auch verschiedene Optimierungsmaßnahmen aufgezeigt, die dazu dienen, den Energiebedarf und Ressourceneinsatz zu senken.

Die elektrische Verbindung von Energieerzeugern, -speichern-, -verbrauchern und dem Mittelspannungsnetz erfolgt über eine Ortsnetzstation. Dabei sorgt ein Energiemanagementsystem für eine Balance zwischen Erzeugern, Speichern und Verbrauchern. Energie wird so in den benötigten Strom- und Spannungsbereichen bereitgestellt. Dieses System erfasst alle relevanten Kenndaten und steuert über die Ortsnetzstation die entsprechenden Energieflüsse. Im „All Electric Society“-Park wird jedoch nicht nur elektrische Energie benötigt, sondern auch weitere Energieträger. Die Kuben und der Pavillon im Park müssen beispielsweise mit Wärme oder Kälte versorgt werden. Dieser Energiefluss wird durch ein eigenständiges Wärme- und Kälte-Energiemanagementsystem gesteuert. Hierbei werden auch Wärmeverluste, die beim Wandeln von Energie entstehen, berücksichtigt und genutzt. Zum Einsatz kommt ein Eisspeicher mit zwei Wärmepumpen. Die beiden eigenständigen Energiemanagementsysteme „elektrische Energie“ und „Wärme/Kälte“ werden zentral in einem überlagerten Energiemanagementsystem zusammengeführt und verwaltet. Dieses steuert den gesamten Park in allen Energiebereichen.

Energieeffizienz als wichtiger Baustein

Ebenso wichtig wie das Erfassen und Auswerten der Energieverbrauchs- und Energieerzeugungsdaten, um den Energiefluss steuern zu können, sind Effizienzmaßnahmen, die den Energieverbrauch senken. Dies ist ein wesentlicher Punkt, um einer „All Electric Society“ näher zu kommen. Ansatzpunkte hierfür zeigt der Park mit dem energieoptimierten Gebäudebetrieb.

Das Thema Effizienz hat ebenfalls einen engen Bezug zu Nachhaltigkeit. Auch dieser Aspekt wird vor Ort berücksichtigt: Der Pavillon ist nach dem „Cradle to Cradle“-Prinzip gebaut, d. h es wurden nur Materialien eingesetzt, die kreislauffähig sind. Dieser Ansatz für eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft stellt das nachhaltige Produzieren in den Vordergrund.

Freier Zugang

Der Park ist seit September 2023 für Besuchende frei zugänglich. Für einen ersten Überblick stehen Informationen auf „All Electric Society"-Park | Phoenix Contact zur Verfügung. So lässt sich ein Besuch im Vorfeld planen.

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